Das stille Gebet – es hat seinen festen Ort im evangelisch-württembergischen Gottesdienst. Wie sehr ich es liebe! Zu Zeiten, da so viele redend (telephonierend) durch die Straßen ziehn, gibt sich die Stille als Frau, die vor einem Spiegel steht; im Spiegel nicht sich selbst, vielmehr das Taubengrau einer uralten Haustür betrachtet: ein Sich-Öffnen auf’s Christusantlitz hin. Die Stille des Mönchtums; Stille gleichermaßen des uralt schwäbischen Lebens. Stille eines Schwalbenflugs, eines Halms, eines andalusischen Feldwegs. Gott ist auf der Suche nach meiner armen, unendlich reichen Seele, die verlassen hat die Schule, die sich im Wirrwarr antiker Bibliotheken verloren. Sofern ich auf der Terrasse stehe einer Winterfrühe, vernehme ich, Kind des tragischen Jahrhunderts, Gottes Ruf. Ich weiß, daß Gott mich finden wird. Vergib uns unsre Schuld. Der Rechenstift empfängt die letzte Ölung. Das Eintauchen des Stifts in goldnen Wein. Gegenstände rufen nach einem Kult, nach einem Segen. Ach, mein Ruf nach Stille, nach dem Abendrot.