Trümmer von Sternen: / aus diesen Trümmern bilde ich meine Welt (Friedrich Nietzsche, KSA 13, p.570). Es gilt, sich dessen bewußt zu sein, daß wir auf keine Vorstellung von Einheit zurückzugreifen vermögen. Wir sammeln Steine, schichten diese übereinander, die Steinmännchen und Türme stehen an den Ufern der Meere beliebig nebeneinander. Eine Kirchenorgel neben wissenschaftlichen Erkenntnissen der unterschiedlichsten Art, eine Berghütte, eine Motorenfabrik, ein Rasierpinsel – jedes Steinmännchen, vielschichtig, selbstbezogen, behauptet seinen Platz; wir reimen uns eine kleine Alltagsphilosophie zusammen. Erkenntnissplitter. Einheiten wie Urwald, Meer, Stadt, Liebe, Tod, Erde haben wir aus den Augen verloren. Wir hausen in unseren Höhlen, zerfaserter Begriffe auf Rezeptzetteln uns zu bedienen. Milliarden Photos, Zahlenpyramiden; Takte – aber keine Melodie. Heute sind wir Trinker, blinde Erinnerungen an Marilyn Monroe. Morgen knien wir vor einem Altar. Nächste Woche lösen wir ein Kreuzworträtsel. Du bist ein Augenblick in Gott, Abgrund und Grat. Niemand mehr, der um deinen Namen wüßte.

Autor: fentzloff

Ulrich Fentzloff, 1953 in Ludwigsburg geboren und aufgewachsen. Kind poetisch verklärter Tage in einem Württemberg des Geistes. Studium der Evang. Theologie und der Philosophie an der Universität Tübingen. Vikar in Leonberg-Silberberg. Pfarrverweser in Unterlenningen, am Fuße der Schwäbischen Alb. Gemeindepfarrer in Kirchberg/ Jagst (Hohenlohe), an der Johanneskirche in Stuttgart, und schließlich, 25 Jahre lang, bis Sommer 2016, in Langenargen am Bodensee. Lebt als Dichter in Konstanz. Absichtlich deckt den Ausgang des Tages zu, Umnachtet das Zukünftige uns der Gott Und lacht, wenn sterblich eins zu sehr be- Sorgt, was geschehen wird. (Horaz, in der Übersetzung Friedrich Hölderlins)