Wer wollte bestreiten, daß wir Ursprüngliches weitestgehend verloren. »Die Nachtigallen und die Olivenbäume / weggefegt von den Hochhäusern, / die Menschen verloren vor den Maschinen.« (Giorgos Seferis) Nicht, daß wir einer untergegangenen Welt nachzuwinken, ihr nachzutrauern gesonnen wären. Es liegt uns fern, die Jetztzeit zu verunglimpfen. »Ach, warum denn übers Dasein derer sich erheben, / die am Ufer entlang weinen, vor sich leise hinleben, / nicht nachdenken und Seelachs kaufen, Wodka, / Obst; die ihre Kinder taufen lassen. / Niemand tanzt, der nur ein Leben hat. / Wozu die Sudelhefte, die allen Schwalben fremd?« (aus Anarchia Einkaufsmärkte Blutarmut). Die Frage nach dem Ursprung ist kein Urteil über irgendeine Zeit. Die Frage nach dem Ursprung erweist sich als Suche nach dem Antlitz – will heißen: daß in allem Hervorgebrachten, in den Tag Getretenen sich angedeutet fänden Worte, Züge des menschlichen Antlitzes. »Aqui, junto al mar latino / digo la verdad: / siento en roca, aceite y vino / yo mi antigüedad. / Hier am abendländischen Meer / bekenne ich die Wahrheit: / im Fels, im Ölbaum und im Wein / fühle ich meinen Ursprung ältester Zeit.« (Rubén Dario) Weder Stein, noch Ölbaum, noch Wein sind stumm. In allem anklingt substanziell ein Gesprochenes. Sprache zeichnet das Christusantlitz ins Erscheinen. Die Poesie habe, so wird gemunkelt, die Dörfer verlassen. »Armes Zimmer, wurdest du jemals bewohnt? Wie ist es hier kalt, wie wenig bewohne ich dich.« (Maurice Blanchot) Nein, die Poesie wird diese Welt niemals verlassen.