Der Puppenspieler zitierte aus der späten Dichtung Paul Celans. Er sagte, Celan sei schwer zu verstehen, könne möglicherweise überhaupt nicht verstanden werden. Einzelne Verse, Splitter, sprächen zu uns. Das Gedicht als Ganzes bleibe dunkel. »Diese wunderbare Dunkelheit; in ihr erkenne ich«, so der Puppenspieler, »schlechthinnige Dichtkunst. Einzig die dunkle Dichtung der Moderne vermag auszusprechen, was wir Leben nennen, und was, recht besehen, von niemandem verstanden werden kann. Der Ruf einer solchen Dichtkunst ist kein Todesschrei, kein Rabenkrächzen des Hinscheidens und Verendens. Es ist der Ruf des Türmers. Es ist der Ruf, der durch alle Epochen der Menschheitsgeschichte wie ein Bettler streunt, wie eine wildernde Katze. Wir wohnen in diesem Ruf; in diesem Ruf sind wir zu Hause.«

Autor: fentzloff

Ulrich Fentzloff, 1953 in Ludwigsburg geboren und aufgewachsen. Kind poetisch verklärter Tage in einem Württemberg des Geistes. Studium der Evang. Theologie und der Philosophie an der Universität Tübingen. Vikar in Leonberg-Silberberg. Pfarrverweser in Unterlenningen, am Fuße der Schwäbischen Alb. Gemeindepfarrer in Kirchberg/ Jagst (Hohenlohe), an der Johanneskirche in Stuttgart, und schließlich, 25 Jahre lang, bis Sommer 2016, in Langenargen am Bodensee. Lebt als Dichter in Konstanz. Absichtlich deckt den Ausgang des Tages zu, Umnachtet das Zukünftige uns der Gott Und lacht, wenn sterblich eins zu sehr be- Sorgt, was geschehen wird. (Horaz, in der Übersetzung Friedrich Hölderlins)