Ich habe den Puppenspieler bewundert. Er lebte mit seiner Frau und einem seelisch kranken Sohn einsam in den Bergen. Zu den Aufführungen in den Städten kam er in die Niederungen der Zivilisation, um so bald als möglich wieder hinaufzuwandern in die Alpeneinsamkeit. Seine großartige Vision bestand darin, Poesie nicht als ein Niedergeschriebenes zu betrachten; vielmehr als Lebensform. Er lebte Poesie. Er war Grashalm und Gewitterfront, er kniete in seinem Tempel, einem Schafstall hoch droben, er schrieb wie Jesus mit dem Finger auf die Erde, er las täglich in den Essais von Montaigne. Jeder Schritt war ein Vers. Sein Lachen war weiß wie eine Birke. Zu seiner Beerdigung kamen sie aus den umliegenden Bergdörfern; Städter auch viele mühten sich hinauf. Er war eine Legende. Viele weinten an seinem Grab. Vom Friedhof aus konnte man weit sehen. Der Tod war nicht das Ende, vielmehr der Logos, das allgründende Wort. Auf dem Grabstein des Puppenspielers kann man ein Hölderlinwort aus den allerspätesten Turmgedichten bestaunen: »So sinkt das Jahr mit einer Stille nieder.«