Gäßchen, in welchen ein Pharao die Kindheit verbracht; Boulevards, darüber hinwehn leere Gesichter massenhaft. Seit jeher sind Menschen unterwegs. Waldwege, gedeutet als Adern eines kosmischen Arms. Ob auf Schiffen, in Flugzeugen, Kinderwägen – es ist ein Hingehn unermeßlich; ein Exodus seit jeher; ein Zeltaufstellen, Zeltabbrechen, Fluchtgeschehn. Herumlungern auf Bahnsteigen; das Weinen, klandestin, in Büros und in Cafés, Schweigen, die Gaben des Heiligen Abendmahls auf Wüstensand – siedend und kochend der Kreislauf noch im Schlaf. Über der Aussegnungshalle die hohe Birke winkt dem Scheidenden ihr Adieu noch zu. Ich sitze am Tisch, in Südwestdeutschland, irgendwo, in einem verträumten, belgisch anmutenden Städtchen, ich schneidere ein Abendlied. Mein Patmos überall. Ich bin die schwarze Möwe, die Erleuchtung im Trivialen sucht. Ich bin die Schauspielkunst und die Tragödie. Amen. Amen. Amen.

Autor: fentzloff

Ulrich Fentzloff, 1953 in Ludwigsburg geboren und aufgewachsen. Kind poetisch verklärter Tage in einem Württemberg des Geistes. Studium der Evang. Theologie und der Philosophie an der Universität Tübingen. Vikar in Leonberg-Silberberg. Pfarrverweser in Unterlenningen, am Fuße der Schwäbischen Alb. Gemeindepfarrer in Kirchberg/ Jagst (Hohenlohe), an der Johanneskirche in Stuttgart, und schließlich, 25 Jahre lang, bis Sommer 2016, in Langenargen am Bodensee. Lebt als Dichter in Konstanz. Absichtlich deckt den Ausgang des Tages zu, Umnachtet das Zukünftige uns der Gott Und lacht, wenn sterblich eins zu sehr be- Sorgt, was geschehen wird. (Horaz, in der Übersetzung Friedrich Hölderlins)