Ein einziges Boot liegt an der Uferallee, meiner geliebten Konstanzer Rive Gauche. Die Barke, wann immer ich an ihr vorüberschreite, stellt mir die Frage, ob die derzeitige Krise der europäischen Zivilisation den bevorstehenden Untergang andeute, oder ob wir vor einem Neuanfang stünden. Ich antworte regelmäßig, daß ich, vom baumeisterlichen Denken und Empfinden eher getragen, die Offenbarung einer hohen Kultur vorausahne. Etwas sei im Aufgehen begriffen, von dem allenthalben Poesie, Musik, Malerei und Tanz und Gebet, weit entfernt von einer klar umrissenen Begrifflichkeit, zeugen würden. Die Barke fragt, ob dies Neue von Gott ausgehe, ob es der Menschenhände Werk eher sei? Ob beides ineinanderspiele? Ich bin um eine Antwort verlegen; summe eine kleine Melodie, in welcher etwas anklingt von geistiger Anmut wie auch Kargheit, von Ernst und Gelassenheit. Ich steige zur Barke hinunter an die Anlegestelle, lege die Hand ihr, bildlich gesprochen, auf die Schulter, wünsche ihr ein geistüberglänztes Jahr. Arme Barke, Du vermißt Deine Geschwister, deren Umtriebigkeit, deren Sich-Verlieren in gedankenloser Alltäglichkeit; wann wird man sie wieder zu Wasser lassen, all die anderen Boote des Sommers, die bunt lackierten und oft schwer beladenen, vielsprachig durch alle möglichen Wetter sich mühenden Kinder des Sees?