Eine Viertelstunde des heftigsten Schneefalls im späten April. Schmuck, einem Nachmittag um den Hals gelegt. Ich bin verliebt in Digressionen, Abschweifungen im Tristram Shandy; ach, das Ausrufen von Dingen, die mit einem strikten Handlungsverlauf nichts zu tun haben, die man, so beliebig und willkürlich sie auch eingestreut, im Rückblick doch, ihrer charmanten Anarchie wegen, zu schätzen geneigt ist. Unser Leben erweist sich in dieser Hinsicht als ein entsprechendes Durcheinander. Die Naivität aller Geisteswissenschaften, vermute ich, besteht darin, daß man meint, einen roten Faden im Hingang der Geschehnisse aufspüren, heraustrennen, benennen, untersuchen zu können. Schlußendlich bleibt ein Staunen, ein Herumsitzen in kalten Caféstuben, ein Verweilen an den Ufern des Sees, ein verträumt lächelndes Hinsehn auf graue Mauern ferner Alpen. »Und was du hast, ist / Atem zu holen« (Hölderlin). Ich habe aufgehört, Zusammenhänge herstellen, verstehen zu wollen. Ich ziehe es vor, in den Digressionen des Tristram Shandy mich zu verlieren, die Linien zu betrachten, die eingezeichnet in die Handflächen jener Epoche, über welche anderes sich nicht sagen läßt, als daß unser Eingebundensein in Zeit unendlich bitter und zugleich von großer Schönheit. Eine Viertelstunde des heftigsten Schneefalls im späten April.