Das Hölderlin’sche Ideal der Stille, derBesonnenheit. »… und wo / Des Sonntags unter Tänzen / Gastfreundlich die Schwellen sind, / An blüthenbekränzten Straßen, stillegehend. / Sie spüren nämlich die Heimat.« (StA 2,1; p. 237) Dort, in einer Stille eben, ist der Mensch, der Geworfene, in Ansätzen zu Hause. In Anlehnung an Jes. 57, 20 (»Aber die Gottlosen sind wie das ungestüme Meer, das nicht still sein kann und dessen Wellen Schlamm und Unrat auswerfen«) beklagt Hölderlin ein Hingehn über die Erde, das ständig aus sich heraus nach außen hin drängt, redet und redet, selbstvergessen kauert in der nicht enden wollenden Wortekstase. Hölderlin verachtet das Geschwätz: »Und freigelassen der Nachtgeist / Der himmelstürmende, der hat unser Land / Beschwätzet, mit Sprachen viel, unbändigen, und / Den Schutt gewälzet / Bis diese Stunde.« (Hölderlin, StA 2,1; p.234) Wo anders, angesichts einer Omnipräsenz des Bildschirms, die Stille finden als in der Poesie, dem behutsam gesetzten Wort? Wo anders die Stille finden (jenseits der Biennalen, deren Getue, Zusammenschütten medialer Großereignisse, lärmend) als in einer Graphik, in welcher die Stille eines Hinterhofateliers anklingt? Besonnenheit der »Hommage à Mihály András« von György Kurtág! Das gottesdienstlich ›Stille Gebet‹ sonntagmorgens (Zentrum jeder Liturgie). »Vor welchen Tempeln werden Kinder / Im schwarzen Auto weinen / Eines vielleicht gar nicht fernen Tages ?« (aus Liturgien eines Januars)