»Ich muß arbeiten wie ein Pianist.« (Tolstoi) Das Setzen von Buchstaben auf weißes Papier gemahnt an ein Antippen von Tasten. Man baut, am Flügel einsam sitzend, Klänge auf, zieht mit diesen durch Gärten, Gassen, kriegsverheerte Dörfer, verliert sich sehnsüchtig im Verklingen einer Melodie, eines Akkords. Der Klang – ein Ungreifbares, welches verehrt. Wir sind von uns selber wie auch von Gott abgrundtief entfernt. Klangfragmente jedoch zeigen uns Jesu Antlitz. Ein alter Dichter. Allabendlich sein Weg hinunterführt zum Hafen. Er, der früher hohe Staatsämter bekleidet, ist nunmehr verarmt. Der Hafen, ihm zur Heimat geworden. Die Spaziergänge des Dichters sind ein Klavier.

Autor: fentzloff

Ulrich Fentzloff, 1953 in Ludwigsburg geboren und aufgewachsen. Kind poetisch verklärter Tage in einem Württemberg des Geistes. Studium der Evang. Theologie und der Philosophie an der Universität Tübingen. Vikar in Leonberg-Silberberg. Pfarrverweser in Unterlenningen, am Fuße der Schwäbischen Alb. Gemeindepfarrer in Kirchberg/ Jagst (Hohenlohe), an der Johanneskirche in Stuttgart, und schließlich, 25 Jahre lang, bis Sommer 2016, in Langenargen am Bodensee. Lebt als Dichter in Konstanz. Absichtlich deckt den Ausgang des Tages zu, Umnachtet das Zukünftige uns der Gott Und lacht, wenn sterblich eins zu sehr be- Sorgt, was geschehen wird. (Horaz, in der Übersetzung Friedrich Hölderlins)